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„Es gibt schon etwas zu viel Optimismus im Markt“
Mark Denham investiert mit dem Grandchildren-Fonds in qualitativ hochwertige Aktien von Unternehmen, die nachhaltig erfolgreich sind und wachsen.
© Carmignac/Caslot Jean-Charles. Bearbeitung: GEWINN

Aktien

„Es gibt schon etwas zu viel Optimismus im Markt“

Investieren und vergessen. Für seinen Grandchildren-Fonds sucht Carmignac-Fondsmanager Mark Denham nach Qualitätsaktien, die längerfristig erfolgreich sein sollten. GEWINN traf ihn am Fonds professionell Kongress in Wien.

Von Hans-Jörg Bruckberger

13.03.2024

GEWINN: Die Aktienmärkte präsentieren sich zurzeit in hervorragender Verfassung, die Konjunktur entwickelt sich jedoch – gerade in Europa, aber auch in den USA – äußerst zäh. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation?

Mark Denham: Was die konjunkturelle Situation betrifft, so ist tatsächlich Vorsicht geboten. Die Unternehmensgewinne entickeln sich insgesamt, wenn man die großen Technologiekonzerne in den USA oder auch einzelne schwergewichtige Highflyer in Europa wie beispielsweise wie Novo Nordisk ausklammert, sehr gedämpft. Dazu gesellen sich einige schwache Konjunkturindikatoren.

GEWINN: Wobei der Markt nun aber auf stimulierende Zinssenkungen hofft …

Denham: Ja, aber man darf nicht vergessen: Selbst wenn die Zinsen gesenkt werden, liegt das Zinsniveau immer noch empfindlich über dem Niveau, das wir noch vor ein paar Jahren hatten. Und viele Unternehmen müssen sich noch refinanzieren, sprich: Sie werden die höheren Kosten noch zu spüren bekommen. Also insgesamt sind wir da nicht allzu optimistisch. Aber umso wichtiger ist es, bei Investmententscheidungen einen Bottom-up-Ansatz zu verfolgen, also einzelne Unternehmen in den Mittelpunkt zu stellen, die trotzdem stark wachsen, und weniger das allgemeine Marktumfeld. Genau das tun wir in unseren Fonds.

GEWINN: Aber die Finanzmärkte laufen ja wie erwähnt hervorragend. Selbst in Deutschland, wo es einige konjunkturelle Schwierigkeiten gibt, notiert der Leitindex DAX auf Rekordniveau. Eine eigenartige, womöglich gar gefährliche Situation?

Denham: Die Märkte laufen tatsächlich gut. Hier spielt aber eben wieder die Zinserwartung eine Rolle. Die Frage ist nicht, ob es Zinssenkungen geben wird, sondern nur, wann es diese geben wird. Man weiß auch nicht, in welchem Ausmaß diese ausfallen werden. Aber, und das ist entscheidend: Die Richtung, in die es gehen wird, ist klar. Und das stimuliert die Aktienmärkte. Wenngleich ich schon denke, dass es insgesamt etwas zu viel Optimismus im Markt gibt. Aber ich würde die Situation nicht als gefährlich betrachten, denn wenn die Konjunktur schwächelt, werden die Zinssenkungen eben umso stärker ausfallen. Wobei wir uns bei kurzfristigen Prognosen sehr zurückhalten – wir haben einen längerfristigen Fokus.

GEWINN: Stichwort längerfristiger Fokus: Besonders langfristig ist dieser bei einem neueren Produkt Ihres Hauses, dem Grandchildren-Fonds, der vor Kurzem auch in Österreich zum Vertrieb zugelassen worden ist. Können Sie kurz erklären, worum es hier geht?

Denham: Das ist ein auf Überzeugungen beruhender globaler Aktienfonds für langfristig orientierte Anleger. Ein Fonds, der sich auf die Auswahl hochwertiger Unternehmen aus aller Welt mit solider Finanzlage und nachhaltiger Rentabilität konzentriert und in den man eben durchaus für nachkommende Generationen investiert, deshalb der Name Grandchildren. Das Credo hierbei lautet, kurz gesagt: investieren und vergessen. Sodass man sich nicht ständig um irgendwelche kurzfristigen Entwicklungen sorgen muss. Der Fonds investiert in qualitativ hochwertige Aktien von Unternehmen, die nachhaltig erfolgreich sind und wachsen. Unternehmen, die in 40 Jahren auch noch da sein werden.

GEWINN: Wie genau erfolgt die Auswahl der Aktien für diesen Fonds?

Denham: Es ist ein mehrstufiger Prozess. Grundsätzlich investieren wir nur in entwickelte Märkte. Und wir haben einen ESG-Ansatz, meiden also gewisse Branchen wie etwa Rüstung. Aus einem Universum von circa 1.500 Aktien wählen wir zunächst solche aus, die zumindest zu einem der von den Vereinten Nationen definierten nachhaltigen Entwicklungsziele einen Beitrag leisten, also einen positiven Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit leisten. Danach machen wir eine Fundamentalanalyse, wobei vor allem zwei Kriterien entscheidend sind: nachhaltig gute Margen und eine hohe Reinvestitions-Ratio – dass das Unternehmen also einen möglichst großen Teil der Gewinne investiert, um sein Wachstum voranzutreiben. Dann geht es in die Detailanalyse des Geschäftsmodells, der Gewinnerwartung, Verschuldung und so weiter. Und last, but not least machen wir bei diesem Fonds sehr wohl auch eine gewisse Anpassung des Portfolios an die Marktzyklizität.

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